#6 Schuld: Konflikt der empathisch-narzisstischen Anziehung

Schuld

#6 Schuld: Konflikt der empathisch-narzisstischen Anziehung

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Co-Narzissmus, Toxische Beziehungen und Gaslighting

Bevor Du in diesen Artikel eintauchst: In fast ausnahmslos jeder toxischen Beziehung spielt Gaslighting eine Rolle. Diese Form der psychischen Manipulation ist für Betroffene eine besondere Herausforderung, weil ihnen oft nicht klar ist, wie ihnen geschieht. Sie merken nur, wie sie sich nach und nach in Verwirrung, Leid und Schuldgefühlen verlieren.
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Übersicht

Erläuterndes Vorwort

Voraussetzung für das Verständnis der Konflikte ist, dass Du den Basisartikel zu dieser Artikelserie gelesen hast.
All die im Rahmen dieser Artikelserie getätigten Annahmen basieren auf dem bereits bekannten Modell der Kollusion von Willi. In dieser Serie wurden sie von mir erweitert, interpretiert und übertragen. Die Artikelserie selbst unterliegt dem Urheberrecht der Verfasserin.
Falls Dir dieser Artikel nicht einleuchtet erscheint, versuche es vielleicht mit den vorhergehenden Artikeln dieser Serie.

Schuldgefühle, Schuldbegriff und Erklärungsansätze

Bevor wir hier einsteigen, möchte ich den Schuldbegriff als solchen aufgreifen. Schuldgefühle können sehr destruktiv sein und uns oft ein ganzes Leben lang beeinflussen und blockieren. Doch wie und weshalb entstehen sie? Dazu können verschiedene Erklärungsansätze herangezogen werden. In der Psychologie gibt es viele verschiedene Schulen, die unterschiedliche Perspektiven und Ansatzpunkte zur Erklärung heranziehen. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass Schuld dann empfunden wird, wenn gegen eine soziale Norm, Regel oder einen bestimmten internalisierten Wert verstoßen wird. Eine “Missetat” wird begangen und das wird auch erkannt. Schuldgefühle gehören zu den selbstreflextiven Emotionen (erfordern Selbst- und Wertereflektion). Im Gegensatz zu den Basisemotionen (nach Paul Ekman) entstehen sie erst später in der Entwicklung. Nämlich dann, wenn ein Norm- und Regelbewusstsein gebildet werden konnte. Das eigene Handeln, Fühlen und Denken wird dann in Beziehung zu sozialen Normen, Regeln und den eigenen Werten gesetzt.

Schuldgefühle sind also der psychologischen Sichtweise nach nicht angeboren, sondern Ergebnis von Selbstreflektion und Bewertungsprozessen (mit letzteren beschäftigen sich die Attributionstheorien). Wir haben etwas getan, was wir nicht dürfen. Oder etwas, von dem wir zu glauben gelernt haben, dass wir es nicht dürfen. Vielleicht ist dadurch auch realer Schaden entstanden. Ein Mitmensch ist verletzt worden, ein Unfall wurde verursacht. Oder wir haben vorsätzlich etwas getan, das fatale Folgen hatte. An sich haben Schuldgefühle für uns eine wichtige Funktion. Sie können uns helfen, einen entstandenen Schaden wieder gut zu machen. Etwas wieder “gerade zu biegen”. Unser Verhalten wieder in Übereinstimmung mit unseren Werten zu bringen. Nach einem Streit – vielleicht durch Reue und das Bitten um Verzeihung – eine Verbindung wieder herzustellen.

Schuldgefühle sind also Ergebnis von Bewertungsprozessen! Sie entstehen. Und sie haben mit der Art und Weise zu tun, wie wir uns selbst sehen (Selbstbild), sehen wollen (Über- oder Ideal-Ich), den Normen, Regeln und Werten, die für uns bedeutsam sind. Wie bei allen anderen Konflikten dreht es sich hier also auch um das individuelle Bild, das wir von uns über die Jahre konstruiert haben (Konstruktivisumus). Abweichungen von unserer individuellen Vorstellung unseres Selbst (und unserer Umwelt) werden als unangenehm, bedrohlich empfunden. Sie führen zu einem Inkongruenzerleben und konfrontieren unser Selbstkonzept, unsere subjektive Realität.

Man könnte an dieser Stelle sagen, dass Schuldgefühle an sich schon Inkongruenz auslösen. Denn wir haben ja (vermeintlich) etwas getan, was wir nicht dürfen. D.h. unser Verhalten, Fühlen und Denken stimmt nicht mehr mit dem Menschen überein, der wir sein wollen oder – sollen. Schuldgefühle entwickeln wir auch nur dann, wenn wir uns für etwas zuständig oder verant­wortlich fühlen. Wenn wir uns oder unser Handeln als (Mit-)Ursache für eine (negative) Wirkung sehen. Oder uns selbst als kausalen Teil eines schadhaften Geschehens einbeziehen. An späterer Stelle (unter C.) wird deutlich, weshalb dieser Umstand so wichtig ist.

Persönlich empfinde ich den Schuldbegriff als nicht wirklich hilfreich. Im Laufe unserer Menschheitsgeschichte wurde “Schuld” mehrfach missbräuchlich eingesetzt. Z.B. wurde durch szenisches Ausmalen des ewigen Fegefeuers Schuld i.R. des Ablasshandels missbräuchlich gefüttert. Um der Kirche höhere Einnahmen zu bescheren. Damit einhergehend wurde Schuld mit Angst und Schrecken gekoppelt und – verbreitet. Dem Begriff Schuld haftet etwas an – jenseits des eigentlichen Empfindens. Und doch glaube ich, dass wir Menschen uns alle – tief in uns drin – für irgendetwas schuldig fühlen (auch dazu später mehr). Nun aber zum eigentlichen Inhalt…

Fremd- vs. Selbstbeschuldigung oder - das Spiel um die Schuld in der empathisch-narzisstischen Dynamik

In der empathisch-narzisstischen oder narzisstisch/co-narzisstischen Konstellation gibt es ein Spiel mit der Schuld. Wie bereits angerissen, geht es bei Schuldgefühlen auch darum, ob wir uns zu den Ereignissen in Beziehung setzen. Also ob wir uns in einer (Mit-)Verantwortung sehen. In einer kollusorischen Beziehung (Schlüssel-Schloss) finden wir zwei entgegengesetzte Pole hinsichtlich der Bewältigung von Schuldgefühlen.

Im passiven Bewältigungsmodus finden wir den „Schuldigen“. Auch außerhalb partnerschaftlicher Beziehungen kommt es zu häufigen Selbstvorwürfen. Der passive Modus nimmt Verantwortung und Schuld zu sich. Das kann auch bei negativen Ereignissen/Ergebnissen geschehen, die nicht direkt mit ihm in Verbindung stehen. “Habe ich was falsch gemacht?”, “Hätte ich mich anders verhalten sollen?”. Alleine diese Fragen implizieren, dass der passive Modus sich selbst unterstellt, dass er einen Anteil am Geschehen hat (auch wenn das vielleicht gar nicht der Fall ist). Es besteht quasi eine Tendenz “überinvolviert” zu sein. Auf jeden Fall hat man mit den Ereignissen zu tun! Hier finden wir auch eine Parallele zum Thema Abgrenzung. Nicht überraschend, dass beim passiven Modus im emotionalen Erleben Trauer, Depression und Schuld dominieren. In Interaktionen löst der passive Modus daher oft Mitleid aus und führt oft zu Übervorsicht beim GegenüberDas Gegenüber selbst kann dabei tendenziell den Impuls verspüren, den passiven Modus von seiner Schuld befreien und von seiner Verantwortung entbinden zu wollen. Der passive Modus ist der Modus der Selbstbeschuldigung. Der aktive Bewältigungsmodus gestaltet den Schuldkonflikt genau entgegengesetzt. Schuldgefühle werden durch Anklagen und egoistisches Verhalten abgewehrt und nach außen verlagert (Externalisierung, Projektion). Man könnte auch sagen – der aktive Modus subtrahiert sich aus dem Gesamtgeschehen. An negativen Ergebnissen ist er keinesfalls beteiligt. Schuldgefühle dürfen nicht wahrgenommen werden – sie destabilisieren in hohem Maß das eigene Selbstbild. Emotional dominiert im aktiven Modus der Ärger auf Andere (Leitaffekt). Er selbst kann und darf es nicht sein, weshalb ein Anderer für diese unangenehmen Empfindungen (und die negativen Ergebnisse!) verantwortlich sein muss. Jemand will ihm hier etwas “zuschieben” und er wehrt sich (subjektiv) zu Recht. Verantwortungs- oder Schuldumkehr: Die Verantwortung wird umgekehrt. Interaktionell werden andere Menschen beschuldigt und zur Verantwortung gezogen. Möglich Impulse von Interaktionspartnern des aktiven Modus sind eine Tendenz zu vorschneller Konfrontation und eine moralische Verurteilung. Der aktive Modus ist der Modus der Fremdbeschuldigung. Aktiver und passiver Modus reagieren also auf das Auftauchen von Situationen, in denen sich eine mögliche Verantwortungsbetei­ligung zeigt, genau entgegengesetzt. Beide erleben Schuldgefühle und gehen damit unterschiedlich um. Während der aktive Modus sie direkt aus seinem System verbannen will, sucht der passive Modus regelrecht nach seiner Verantwortung. So entsteht eine typische Täter-Opfer-Konstellation, wie sie auch im Drama-Dreieck der Transaktionsanalyse abgebildet wird.

Der Konflikt in der empathisch-narzisstischen Kollusion

Auch beim Schuldkonflikt mutet die Verteilung in der empathisch-narzisstischen Konstellation auf den ersten Blick eindeutig an.
Der narzisstisch geprägte Mensch externalisiert / projiziert Schuld zumeist auf sein Gegenüber (aktiver Modus). Ähnlich wie beim Selbstwertkonflikt hält er bewusste Schuldgefühle nicht aus, weil sie für ihn existentiell vernichtend wirken würden (Selbstbild). Er gibt sie ab (Externalisierung). Im Gegensatz zur sonstigen Neigung von Interaktionspartnern des passiven Modus (diesen von seiner Verantwortung zu entbinden), rennt der narzisstisch geprägte Mensch hier offene Türen ein.
Der Mensch mit empathischer Prägung nimmt gerne „auf sich“ (passiver Modus). Das Empfinden von Schuldgefühlen ist ihm vertraut. Wie bereits im Artikel zur empathischen Wunde beschrieben, besteht oft ein dysfunktionaler Umgang mit Wut (respektive Abgrenzung, Selbstdurchsetzung). Durch die fehlenden Grenzen dringt das, was der narzisstisch geprägte Mensch an unliebsamen Gefühlen nach außen verlagert durch die offenen Tore der Schuldübernahme des empathischen Menschen. Der narzisstisch geprägte Mensch will keine Schuldgefühle, der empathisch geprägte entschuldigt ihn. So paradox es anmuten mag: Beide fühlen sich in ihrem Selbstbild und ihren grundlegenden Gefühlen (Ärger, Misstrauen vs. Trauer, Schuld) bestätigt und – ergänzen sich. Das Spiel kann gut gespielt werden. Oft ohne dass die Beteiligten sich dessen bewusst sind. Außenstehenden fällt dies meist deutlicher auf.

Wie bei allen anderen Konflikten kann es im Verlauf auch beim Schuldkonflikt passieren, dass ein Moduswechsel stattfindet. Aufgrund der zunehmenden Schuldübernahme beim empathisch geprägten Menschen kann er in den aktiven Modus switchen. Das Maß ist voll! Weil er die ganze Zeit „geschluckt“ hat, bricht es irgendwann aus ihm heraus. Die Wut bricht sich Bahn. An sich gesund! In der kollusorischen Dynamik zieht er nun (oft zurecht!) den narzisstisch geprägten Menschen endlich zur Verantwortung.

Hier ergeben sich zwei mögliche Szenarien:

Szenario #1: Der narzisstisch geprägte Mensch reagiert mit Einnahme der Opferrolle (passiver Modus) oder
Szenario #2: er bleibt im aktiven Modus und klagt sein Gegenüber erneut an

Bei Szenario #1 werden durch den narzisstisch geprägten Partner ggf. Zugeständnisse gemacht – um die subjektiv leidvolle Situation zu beenden. Ob diese dann umgesetzt werden, bleibt fraglich. Es ist auch möglich, dass der narzisstisch geprägte Partner die Opferrolle (bewusst oder unbewusst) einnimmt, um sein Gegenüber aus der klärenden Wut (die mit Schuldgefühlen verknüpft ist) ins Mitgefühl zu bringen. Die plötzlich wahrgenommene Grenze in der Verbindung kann tatsächlich schmerzhaft für den narzisstisch geprägten Menschen sein. Die Türen sind geschlossen. Es kann nichts mehr ausgelagert werden. Das Spiel ist zuende.
Hier können massive Selbstanklagen geäußert, vernichtende Worte über die eigene Person gesprochen werden. Tatsächlich kann hier das aufblitzen, was tief innen drin empfunden oder geglaubt wird (es kann jedoch auch eine Manipulation sein). Nicht selten rutscht der empathisch geprägte Mensch dann von seinem aktiven Modus zurück in den passiven und – fühlt sich schuldig. Schließlich hat er dazu beigetragen oder verursacht, dass es dem narzisstisch geprägten Partner nun so geht. So jemand will er nicht sein (Selbstbild). So hartherzig. In der Verwirrung der eigenen Schuldgefühle verliert der empathisch geprägte Mensch die Ausgangssituation aus dem Blick. Die Klarheit verliert an Kraft.

Szenario #2 setzt direkt an den Schuldgefühlen des empathisch geprägten Menschen an. Abhängig von der Argumentation des narzisstisch geprägten Partners kommt es hier nicht selten zu einem Themenwechsel (siehe auch Artikel zur empathisch-narzisstischen Beziehungsdynamik). Je weniger Klarheit über das Gesamtgeschehen auf empathischer Seite vorhanden ist, umso mehr wird dieser Themenwechsel funktionieren. Ggf. zaubert die narzisstische Energie eine Anklage für ein längst zurückliegendes Ereignis aus dem Hut. Dieses wird dann zur Begründung herangezogen, weshalb der narzisstisch geprägte Partner sich so verhalten muss. Es ist nur eine Konsequenz des Fehlverhaltens des empathischen Partners. Hier wird deutlich, wie wichtig es ist, diese Zusammenhänge zu sehen. Denn – wenn es den Knopf der Schuldübernahme gibt, dann gibt es ihn.
Irgendwann wird der empathisch geprägte Mensch unter all den Anklagen und Vorwürfen seinen Ausflug in den aktiven Modus wahrscheinlich beenden. Angst und der Druck der Schuldgefühle ist in vielen Partnern und Partnerinnen von narzisstisch geprägten Menschen bereits an sich sehr stark. Diese innere Selbstanklage birgt ein hohes Risiko, zurück in den passiven Modus zu rutschen.
Manches Mal mag der empathisch geprägte Mensch auf Veränderungen beharren und im aktiven Modus verweilen. Das führt wiederum entweder in einen nicht enden wollenden Teufelskreis (Drama-Kreislauf). Szenario 1 und 2 wechseln sich ab. Oder aber bei Klarheit auf empathischer Seite zum Ende der Beziehung. Wenn einer seinen Spielzug nicht macht, ist das Spiel zuende.

Wichtige Ergänzungen zum Schuldkonflikt

Ein Modus ist ein Modus. Für beide Beteiligten in der Kollusion. Beide entziehen sich mit ihrem Modus die Chance, einen konstruktiven Umgang mit Schuldgefühlen und Verantwortlichkeit zu lernen.
Für den aktiven Modus würde es darum gehen, eine Beteiligung an Geschehnissen einzuräumen und sich dem wahrhaften Erleben von Schuldgefühlen ggü. zu öffnen. Häufig ist diese Tür fest verschlossen und das Gefühl selbst tief vergraben.
Der passive Modus seinerseits könnte seinerseits prüfen, wofür er gerade die Verantwortung zu übernehmen bereit ist. Ob dies wirklich in seinem Verantwortungsbereich liegt und inwiefern ihn vielleicht alte Überzeugungen und Prägungen steuern. Es könnte am Thema der Abgrenzung gearbeitet werden.

Interessant und wichtig

Viele Menschen hängen nach so einer Trennung weiter im Schuldkonflikt fest. Das Spiel mit der Schuld geht weiter, auch wenn es gar keine reale Beziehung mehr gibt. Ein Punkt, der mir in meinen Coachings immer wieder aufgefallen ist. Durch dieses Spiel angesammelte Wut und Unsicherheit befeuern ein permanentes, inneres Frage- und Antwortspiel. In meinem Buch Exit Gaslighting habe ich das als Monolog der inneren Beweisführung bezeichnet. Es wird weiter nach “dem Schuldigen” gesucht. Der empathische Part kann massive Gefühlsschwankungen und einen Wechsel zwischen zwei Zuständen erleben.

Zustand #1: In seiner blinden Wut (weil aufgestaut) sieht er dann nur noch die Anteile des narzisstisch geprägten Gegenübers. Für eine gewisse Zeit kann das heilsam, korrigierend und gesund sein. Endlich liegt die Schuld mal nicht mehr nur bei ihm. In diesem Zustand kann er seine eigenen Anteile oft kaum sehen oder ertragen (aktiver Modus). Sobald er auch nur an eigene Anteile denkt, reißt es ihm komplett den Boden unter den Füßen weg. Für empathische Menschen, die im passiven Modus waren (und weiterhin sind), erleben die Auseinandersetzung mit eigenen Anteilen in diesem Zustand so, als hätte das narzisstisch geprägte Gegenüber Recht gehabt. Hier scheint es oft nur schwarz oder weiß zu geben. Als würde er durch das Anerkennen eigener Anteile das Verhalten des Gegenübers erneut entschuldigen. Wie oben zu lesen ist, ist das charakteristisch für den passiven Modus. Doch hier ist der empathische Mensch im aktiven Modus. Der passive ist mit erneuten Schuldgefühlen besetzt – und da will er keinesfalls mehr hin. Doch irgendwann switcht er in…
Zustand #2: Meist folgend auf Zustand #1. Hier kreist der empathische Part um Fragen seiner eigenen Anteile. Zieht sogar in Erwägung, für das gesamte Geschehen verantwortlich zu sein (passiver Modus). Sieht hier und dort und überall Fehler, die er gemacht haben könnte. Wo er vielleicht zu wenig Verständnis hatte und noch mehr hätte machen können. Das strenge Über-Ich des empathischen Parts taucht an die Oberfläche und winkt mit dem Selbstbild. An dieser Stelle beginnt der empathische Part sich im passiven Modus sich dafür Vorwürfe zu machen, dass er in Zustand #1 (aktiver Modus) gewesen ist. Dass er so von blinder Wut gesteuert war. Irgendwann wird diese Belastung wieder zu groß und er wechselt wieder in Zustand #1.

Der empathische Part spielt hier das Schuldspiel mit sich selbst weiter! Er wechselt die Modi im Spiel um die Schuld, das Spiel um gut und böseschwarz und weiß. Dies zeigt deutlich, dass der Konflikt in der Person besteht. Das Außen spiegelt es nur wider. Die Lösung hierfür kann darin liegen, dass der empathische Part in dieser Pendelbewegung seinen Anteil am Gesamtgeschehen annehmen lernen kann. Und gleichzeitig den Anteil des Anderen anerkennt.
Eingangs ist es oft nicht direkt möglich, beides nebeneinander stehen zu lassen.
Dieses Hin- und Herpendeln kann notwendig sein, um den Konflikt innerhalb der Person auszubalancieren. Ein Bewusstsein darüber zu erlangen.
Wenn irgendwann klar werden darf, dass der empathische Part seinen Anteil an diesem Spiel hatte und sein Gegenüber ebenso, kehrt Frieden ein. Dann ist der Schuldkonflikt innerhalb des empathischen Parts ausbalanciert. Klarheit stellt sich ein. Und in einer Reflektion kann erkannt werden, dass es nie um “Schuld”, sondern um Verantwortung geht. Verantwortung in erster Linie für sich selbst. Dies kann ein Schutz vor weiteren Spielen sein.

Nochmals Interessant und wichtig

Zahlreiche Plattformen im Internet tragen dazu bei – meist unbewusst – dass Menschen nach einer solchen Erfahrung im aktiven Modus des Schuldkonflikts feststecken bleiben. Siehe dazu auch den Beitrag zu der Selbstsabotage durch Festhalten an Begriffen.
Es ist ein befriedigendes Gefühl, nach einer solchen Erfahrung Gleichgesinnte zu treffen, die einem Bestätigung zukommen lassen und Verständnis haben. Ja! Alles hat seinen Sinn und Zweck und Platz.

All der Schmerz, das Leid, die Wut – all das darf gefühlt werden. Gott sei dank darf all das endlich an die Oberfläche kommen!
Ein anhaltendes Verharren in Anklage bedeutet jedoch, den aktiven Modus zu leben. Das Spiel innen drin weiter zu spielen. Das künftige Leben in die Hände der Vergangenheit und des immer noch nicht gelösten Konflikts zu legen. Den Glauben an gut und böse zu füttern, in die Opferrolle zu gehen. Solange bis dieser Konflikt sich im Außen zu wiederholen beginnt.
Anstatt – der tiefen Verwurzelung der eigenen Schuldgefühle auf die Spur zu kommen. Das zu lösen, was einen in diesem Spiel gehalten hat. Die innere Wut als Werkzeug der Klarheit zu umarmen, eigene Anteile zu transformieren.
In der Anklage des aktiven Modus bleiben Menschen in einem Zustand gefangen, der es ihnen unmöglich macht, weiter zu gehen. Während sie haften und auf Wiederherstellung von Gerechtigkeit beharren, zieht ihr Leben an ihnen vorbei.

Dieser Artikel richtet sich auch an all die Coaches, Trainer und Begleiter – schaut bitte genau hin, was ihr hier – für die Menschen – tut!
Ein “mit dem Finger auf den Anderen zeigen” setzt letztlich nur dieses destruktive narzisstische Spiel fort. Wer ist Schuld? Klar, der narzisstisch geprägte Part! You´re still playing the the game!
Nochmal: Das Zuweisen von Verantwortung für das Verhalten des Gegenübers darf sein! Niemand muss Verantwortung für das Verhalten eines anderen Menschen übernehmen!
Es ist wichtig und gesund, dem anderen Menschen seinen Teil klar zuzuweisen und sich aus der Verantwortung (für das Gegenüber) zu nehmen und sich in eine gesunde Verantwortung (für sich selbst!) zu bringen.
Das alles dient dazu, in eine Balance hinsichtlich dieses inneren Konflikts zu gelangen. Dann kann er dort gelöst werden, wo er sitzt: Innerhalb der Person. 

Alle Menschen, Partner, Ex-Partner, Kinder von Menschen mit dieser Prägung möchte ich mit diesem Artikel einladen, in die Lösung zu treten. Schuld loszulassen. Verantwortung zu übernehmen. Als Konsequenz dieser Erfahrung.

Zusammenfassung & Ausblick

Die Fragen im Schuldkonflikt dürfen neu gestellt werden: 

Wie lange möchte ich noch glauben, dass ich für so vieles verantwortlich bin?
Sogar für jene Dinge, auf die ich gar keinen Einfluss habe?
Möchte ich weiter glauben, dass ich als Mensch, Person grundsätzlich falschschuldig bin?
Ist es wirklich wahr, dass ein anderer Mensch keine und ich alle Verantwortung an einer Situation trage?
Wie lange noch möchte ich das Verhalten Anderer ent-schuldigen, während ich mir selbst gegenüber unerbittlich be-schuldigend bin?

Diese Fragen, meine Artikel und meine Arbeit füttern Deinen Verstand und Deine Intuition. Sie wollen einen neuen Raum eröffnen, in dem Transformation stattfinden kann.

In meinen Coachings und auch den Artikeln wirkt verbale Transformation für Dich so, wie es jetzt richtig und gut für Dich ist.
Meine ganz persönliche Erfahrung mit dem Schuldkonflikt war und ist jedoch jenseits des Verstandes und der Worte in Form einer Fehlprogrammierung verankert (gewesen).
Auch wenn wir das gerne glauben möchten: Nicht alle tiefsitzenden Fehlprogrammierungen können mit verbaler Transformation erreicht werden.

Es kann sein, dass Kräfte in uns wirken, die über das Verstehbare hinausgehen.
Fehlprogrammierungen, die uns schon länger begleiten, als wir es uns vorstellen können.
Die uns veranlassen uns immer wieder durch Übernahme von Schuld selbst zu bestrafen. Uns anzuklagen, über uns zu richten, unerbittlich zu sein.
In diesem Zusammenhang möchte ich auf ein Video zu medialer Transformation hinweisen. Hier spreche ich mit Heidi Michaela Debatin u.a. über energetische Fehlprogrammierungen:

Jeder kann seinen Teil tun. Für heute ist mein Teil getan.

Ich würde mir wünschen, dass dieser Artikel Dich aufbrechen, Segel setzen lässt.
Aus der Schuldfrage hinaus mit Kurs zu neuen Ufern der Selbstbestimmung und Eigenverantwortung.
In liebevoller Umarmung mit allen Deinen Teilen.

Ich wünsche Dir eine gute Reise! Viel Erfolg, alles Liebe und – bis zum nächsten Mal!

Einladung

Wenn Du überlegst, Dich im Spiegelprozess der inneren Arbeit von mir begleiten zu lassen, kannst Du mich unverbindlich beschnuppern. Auf dieser Seite rechts oben und unter dem Beitrag kannst Du Dich für ein kostenfreies Vorgespräch in meinem Buchungskalender eintragen. 

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Eine Antwort

  1. Liebe Kristina,
    danke für diesen klärenden Artikel. Ich finde es besonders gut und wichtig, dass du am Ende noch einmal klar darauf eingehst, dass es nie DIE schuldige Person gibt, sondern immer die emotionale Konstellation beider Personen zu dieser Dynamik führt. Teilweise gibt es sicherlich auch Interaktionspartner, die ein bestimmtes Verhalten mehr bei einer Person triggern als andere, sodass gewisse Verhaltensweisen NUR bei gewissen Personenkonstellationen zutage treten.
    Vielen Dank für die Darlegung, der Artikel war sehr hilfreich für mich.
    Liebe Grüße
    Vivien

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