#1 Empathisch-narzisstische Anziehung – 8 gemeinsame Grundkonflikte | BASIS

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#1 Empathisch-narzisstische Anziehung – 8 gemeinsame Grundkonflikte | BASIS

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Co-Narzissmus, Toxische Beziehungen und Gaslighting

Bevor Du in diesen Artikel eintauchst: In fast ausnahmslos jeder toxischen Beziehung spielt Gaslighting eine Rolle. Diese Form der psychischen Manipulation ist für Betroffene eine besondere Herausforderung, weil ihnen oft nicht klar ist, wie ihnen geschieht. Sie merken nur, wie sie sich nach und nach in Verwirrung, Leid und Schuldgefühlen verlieren.
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Übersicht

Warum diese Artikelserie?

“Wenn Du ein Muster erkennst, kannst Du für Dich die machtvolle Entscheidung treffen, aus diesem herauszutreten.”

Dieser Artikel ist der Basisartikel einer Artikelserie zu den acht gemeinsamen Konflikten in einer empathisch-narzisstische Dynamik und den zwei unterschiedlichen Bewältigungsmodi (aktiv/passiv). Inhaltlich bewegen wir uns hier in einer Welt der Begrifflichkeiten. Diese sind zur Beschreibung notwendig, auch wenn sie sehr am Verstand orientiert sind. Aber auch der braucht ja was zum denken ;-).
Du kannst die nachfolgenden Informationen auf jede Form narzisstisch/co-narzisstischer oder auch einer Dualseelen-Beziehung übertragen. Es geht um die zwei Seiten einer Medaille, die sich überall wieder finden lassen.
Möglicherweise hast Du schon viele Theorien, Ideen und Konzepte kennengelernt. Dualseelen, Narzissmus, Empathie, Abhängigkeit. Konzepte können Dir das Gefühl von Sicherheit geben, eine Form von Halt, Orientierung. Doch jedes Konzept lässt auch Begrenzungen, Mauern und Verallgemeinerungen entstehen. Wenn Du Dich zu sehr daran festbeißt, kann es sein, dass Bewertungen und Urteile in Dir entstehen, die Deine Sicht auf Dich und die Welt einschränken.
Wirkliche Antworten auf Deine Fragen wirst Du jenseits aller Konzepte nur an einer einzigen Stelle finden: in Deinem Herzen. Deine innere, individuelle Wahrheit kann Dir von außen niemand vorgeben.

Mit dem, was ich tue, geht es mir darum, für Dich hilfreiche Informationen zur Reflektion anzubieten.
Denn in einer Sache stimmen alle Theorien überein: Dass es immer um Dich, Deine Liebe zu Dir, Dein authentisches Sein, Dein Wachstum hin zu Dir selbst geht. Um uns herum ist alles zyklisch und in Bewegung: Die Natur bereitet vor, wächst, blüht, vergeht, ruht. Jede Phase hat ihre ganz eigene Zeit. Du als Mensch bist ebenso in Vorbereitung, im Wachstum, blühend, vergehend, ruhend. Du bewegst und veränderst Dich ständig. Auch wenn es sich vielleicht nicht immer so anfühlt.
Veränderungen geschehen immer jetzt. Und immer bei uns selbst. Die Vergangenheit und andere Menschen können wir nicht verändern. Aber wir können versuchen, zu verstehen. Was da eigentlich passiert (ist) und weshalb. Wir können versuchen, unseren Wachstumsimpuls in dieser Erfahrungssuppe zu finden und aufzugreifen.

Am meisten Schwierigkeiten haben wir Menschen mit der Akzeptanz von Vergänglichkeit. Weil es schmerzhaft ist, eine Vorstellung, Idee oder auch einen Menschen loszulassen. Vielleicht fehlt uns das Vertrauen, dass der Phase des Vergehens wieder Vorbereitung, Wachstum und Blüte folgen wird. Wenn etwas vergeht, tut uns das weh. Wir wollen den Schmerz nicht. Aber vielleicht haben wir die Bedeutung von Schmerz auch falsch abgespeichert?
Weshalb waren manche Deiner Erfahrungen so schmerzhaft? Womit hast Du nur diesen Schmerz verdient? Wieso hast gerade Du solch eine Erfahrung machen müssen?
Hast Du Dir derartige Fragen schon einmal gestellt?

Eine Frage an Dich: Was wäre, wenn Schmerzen uns nur anzeigen würden, dass etwas Altes zu eng für Dich geworden ist? Dass Du aus einer Erfahrung herausgewachsen bist, die vielleicht wichtig für Dich war – Dir aber jetzt nicht mehr dient?
Was wäre, wenn der Schmerz ein Signal wäre, dass eine Veränderung nötig ist, um weiter zu wachsen? Dass Deine Seele an eine Grenze gestoßen ist? Kennst Du den Begriff Wachstumsschmerzen?
Schmerzen tun weh, weil sie Dich hinschauen lassen. Du spürst, wirst aufmerksam und stehst vor der Wahl: Diesen Schmerz als Erklärung dafür heranzuziehen, um mit dem Finger auf das Leben oder andere Menschen zu zeigen. Um etwas oder jemandem die Schuld für diesen Schmerz zu geben – oder Dir die hilfreiche Frage zu stellen, was die Stimme Deiner Seele Dir in diesem Schmerz sagen möchte.

Die empathisch-narzisstische Dynamik kann wertvolle Impulse zur bewussten Selbstreflektion liefern. Sie bleibt ein Konzept, das Dir vielleicht helfen kann, die Themen in Dir aufzuspüren, zu denen Du eine Resonanz in Dir spürst.
Dieser Artikel und meine Arbeit ist ein Angebot, ein Teil meiner Wahrheit, die ich in die Welt bringen möchte.
Du prüfst für Dich mit Deiner inneren Wahrheit, welche Informationen Dir dienen, um Dein Wachstum bewusster geschehen zu lassen. Ich kann nicht wissen, was Dir dient. Das ist Teil Deiner Individualität und Entscheidung.

Mit diesem Artikel möchte ich genau an der Stelle ansetzen. Er soll Dir die Möglichkeit geben, Deine Erfahrungen und Erlebnisse mit dem narzisstisch geprägten Gegenüber besser zu verstehen und einzuordnen. Andererseits möchte ich Dir einen Weg aufzeigen, wie Du durch Erkenntnisse und Verständnis der Zusammenhänge einen wirklichen Schutz aufbaust, der einer Liebe zu Dir selbst entspringt (Deine Energie bleibt bei Dir!).
Häufig erreicht mich die Frage, wie man sich gegenüber einem narzisstisch geprägten Menschen abgrenzen und bei sich bleiben, wie man sich schützen kann. Auch, um eine solche Erfahrung nicht erneut zu machen.
Ein verzweifelter und wütender Versuch des Schutzes besteht oft darin, dem narzisstisch geprägten Menschen die Schuld zuzusprechen und ihn zu dämonisieren. Dadurch fließt weiter Energie von Dir zu Deinem Gegenüber, was Dich schwächen und in einem destruktivenenergetischen Kreislauf halten kann. Wenn Dein Blick anhaltend auf Deinem Gegenüber ruht, entgeht Dir vielleicht der  Wachstumsimpuls, die mögliche Botschaft Deiner Seele aus dieser Begegnung.

Aus meiner Sicht besteht der einzig wirksame und liebevolle Schutz darin, jene energetische Signatur in Dir neu zu programmieren, die Dich seither in toxischen Beziehungen gehalten, korrespondierende Partner angezogen und die Dynamik am Laufen gehalten hat. Dein authentisches Selbst ist Dein Schutz.
Der Mut, in Dir selbst nach Antworten zu suchen, Dein ErkennenVerstehen und Deine Entscheidungen können Dir ein Ja zu einem Prozess ermöglichen, in welchem Du eben jene energetische Blaupause in Dir veränderst: Durch das Auflösen der Überzeugung von Mangel, alten Glaubenssätzen und die Integration der GefühleFacetten und Sehnsüchte, die seither im Schatten der energetischen Signatur ihr Dasein gefristet  haben. Und Vorsicht – auch hier geht es nicht um Schuld oder darum, dass Du besser oder anders sein müsstest, darum dass Du hier verantwortlich für einen anderen Menschen oder eine Misere wärst. Es geht nicht um Selbstoptimierung, sondern um Klarsicht auf Selbstakzeptanz, liebevolle Selbstverantwortung und Selbstmitgefühl.

Empathisch-narzisstischer Magnetismus | Vertrautheit (gemeinsame Konflikte) & Unterschiede (Modi)

In der Beziehung zwischen narzisstisch und empathisch geprägten Menschen scheint ein dynamischer Magnetismus zu wirken.
Im obigen Abschnitt sprach ich von einer energetischen Signatur, die einen korrespondierenden Partner anzieht und dazu beiträgt, dass beide Partner in wiederkehrenden negativen Kreisläufen verhaftet bleiben.
Doch wieso ist das so? Und – gibt es eine Lösung, einen Ausweg aus der empathisch-narzisstischen Beziehungsdynamik?

Vielleicht hast Du es selbst schon erlebt oder steckst noch mittendrin: Obwohl Du spürst, dass Du aus Deiner Wahrheit und Mitte gefallen bist, vielleicht in einer kaum aushaltbaren Situation ausharrst, scheinst Du Dich nicht vom Fleck bewegen zu können. Du fühlst Dich im wahrsten Sinne des Wortes wie mit Haftcreme in dieser toxischen Beziehung oder an diesem Menschen festgeklebt. Diese Haftcreme besteht aus einem verbindenden und einem gegensätzlichen Element.

Gleich und gleich gesellt sich gern. Und – Unterschiede wirken anziehend.
In der empathisch-narzisstischen Beziehungsdynamik  gibt es diesbezüglich kein entweder – oder sondern ein sowohl als auch: Es gibt eine zentrale Gemeinsamkeit und einen zentralen Unterschied.
Diese Kombination macht die Haftung und Anziehung so stark.

Die Gemeinsamkeit: Dieselben Grundkonflikte.
Der Unterschied: Zwei verschiedene Bewältigungsmodi. D.h. der Umgang mit den jeweiligen Grundkonflikten.

Dazu gebe ich Dir einen kurzen Überblick über einige Begriffe und stelle anschließend die acht Grundkonflikte vor, die in der Psychoanalyse durch die Konfliktachse der OPD (Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik) erfasst werden.

Kollusion, Konflikt, Bewältigungsmodi & Folgen

Wir steigen nun tiefer in die Thematik ein und betrachten die Natur einer Kollusion, die zugrundeliegenden Konflikte, Bewältigungsmodi und die Auswirkungen, die eine solche Konstellation haben kann.

1. Was ist eine Kollusion?

Nach Jürg Willi (1975) verbünden sich bei einer sogenannten Kollusion zwei (oder mehr) Menschen mit demselben Grundkonflikt. Eine solche Verbindung dient seiner Ansicht nach u.a. dazu, die mit den Konflikten einhergehenden Ängste nicht zu spüren und unbewusste kindliche Bedürfnisse zu befriedigen. Das alles kann großteils unbewusst geschehen. 
Bildlich gesprochen tanzen zwei Menschen um denselben Brei herum und freuen sich, weil das Gegenüber den Finger (vorerst) nicht in die (gemeinsame) Wunde legt. Das verbindet.
Meistens nutzen die beiden Partner zur Lösung des Grundkonflikts unterschiedliche Bewältigungsmodi. Ein Partner versucht den Konflikt aktiv, der andere passiv zu bewältigen. Das bedeutet, dass sie bei einer empfundenen Vertrautheit / Gemeinsamkeit (derselbe Konflikt) gleichzeitig eine kaum beschreibbaren Faszination verspüren. Der Partner wirkt so anders und dadurch anziehend.

Das Gegenüber lebt im Außen den genau entgegengesetzten Bewältigungsmodus. Plus (aktiv) und minus (passiv) ergeben in der Summe Null. Die Mitte. Beide Partner können eingangs dadurch eine BalanceHarmonie und Vollständigkeit (die Mitte) im Miteinander empfinden, die sie selbst aber gar nicht in sich tragen. Der zugrundeliegende, innere Konflikt ist nicht in der Person gelöst. Kollusorische Beziehungen helfen beiden Beteiligten, ihre eigenen Konflikte und Ängste nicht zu spüren. Dadurch kann die eingangs erlebte Vollständigkeit den Eindruck erwecken, als seien die Ängste (Konflikte) nicht mehr vorhanden, seien gelöst. Tatsächlich sind sie das aber nicht.
Die Faszination der anziehenden Andersartigkeit (Bewältigungsmodus) wandelt sich in ein bedrohlich empfundenes Element. Der Bewältigungsmodus des Gegenübers zieht die Beteiligten immer wieder in Richtung jener Ängste, die durch die Beziehung eingangs verdeckt wurden und nicht gespürt werden wollen. Urängste und verdrängte Konflikte treten in dieser sich entwickelnden Eigendynamik zutage: SpannungÄrger bis hin zur Panik ziehen in die Interaktionen ein.
Der Blick ist hierbei im besten Fall nach innen gerichtet und regt zur Reflektion und zum Wachstum an. Häufig ist dies aber im Angesicht der erlebten Ängste, energetischen Verstrickungen und Verwirrungen kaum möglich. 
Oft bleibt der Blick im Außen, auf dem Gegenüber, eigene innere Konflikte bleiben unbewusst. Sie werden nicht innerlich geklärt, sondern durch Vorwürfe, Anschuldigungen und zunehmende Streitgespräche im Außen mit dem Gegenüber zu klären versucht.

2. Was ist ein Grundkonflikt?

Ein Grundkonflikt i.S. dieser Artikelserie und aus psychodynamischer Sicht besteht dann, wenn eine Person in sich einen Widerspruch zwischen Werten, Zielen, Wünschen und Bedürfnissen spürt.
Im Grunde genommen sind Konflikte normal und alltäglich. Jeder trägt Konflikte in sich. Der Grundkonflikt aus psychodynamischer Sicht bezieht sich jedoch auf alte, infantile und ungelöste Konflikte, nicht auf alltägliche, aktuelle (auch wenn sie sich in alltäglichen Konflikten immer wieder zeigen können).
Problematisch wird es v.a. dann, wenn diese inneren Konflikte und Widersprüche unbewusst sind und keine ausreichenden Strategien erworben wurden, um sie zufriedenstellend zu bewältigen (Inflexibilität). Eine Konfliktspannung entsteht. Diese Spannung kann Angst machen, weil das Selbstbild („so bin ich“) durch die erlebten Widersprüche zu bröckeln beginnen kann. Sind wir so, wie wir uns seither gesehen haben?
Wenn wir auf einmal Bedürfnisse, Gefühle oder Wünsche spüren, die nicht in das Bild passen, das wir von uns selbst im Laufe der Jahre konstruiert haben. Je stärker wir mit diesem Bild identifiziert sind, umso mehr können uns diese Widersprüche zusetzen, verunsichern und ja – Angst machen. Um Spannung und Angst zu reduzieren, setzen wir (alle bis zu einem gewissen Grad) Abwehrmechanismen ein. Jetzt werden wir anhand eines Beispielkonflikts mal etwas konkreter.

3. Aktiver und passiver Bewältigungsmodus - Beispiel Individuation vs. Abhängigkeit

Stefanie hatte früher eine sehr dominante Mutter, bei der sie ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse immer zurückstellen musste. Die Wahrnehmung der Bedürfnisse ihrer Mutter war für das emotionale Überleben gleichwohl enorm wichtig (siehe empathische Prägung). Es war ihr nicht möglich, sich als Individuum ausreichend und von anderen unabhängig zu entwickeln. Ihr Selbstbild ist das einer bescheidenen, an den Bedürfnissen Anderer orientierten, empathischen und rücksichtsvollen Frau (“so bin ich”).

Ihr Freund Viktor ist hingegen unabhängig, mit zahlreichen Interessen und zieht sein Ding normalerweise durch, ohne sich an den Bedürfnissen anderer zu orientieren. Durch seine narzisstische Prägung hat er früh gelernt, dass Bindung mit Verletzung einhergeht und daher gefährlich ist. Immer wieder hat er zu hören bekommen, dass ein richtiger Junge nicht weint und dass es so schön ist, wenn er lächelt. Er hat zugemacht. Sein inneres Universum ist für ihn der einzig sichere Ort. Dort ist nur seine Person von Bedeutung, potentiell schmerzhafte Rückmeldungen anderer dringen hier nicht hindurch. Er will unabhängig sein.
Stefanie und Viktor tragen denselben Konflikt in sich: Individuation vs. Abhängigkeit. Beide bewältigen diesen Konflikt im Hinblick auf das Eingehen von Beziehungen auf unterschiedliche Art.
 Beide empfinden Angst, wenn sie in Kontakt mit dem jeweils anderen Modus in Berührung kommen. Viktor bewältigt den Konflikt aktiv (Individuation), Stefanie passiv (Abhängigkeit).
Eine Situation aus deren (nicht klar definierten) Beziehung könnte wie folgt aussehen: Viktor möchte ohne Stefanie einen Segeltörn mit Freunden unternehmen. Stefanie könnte nun zwar selbst ihre bisher nicht ausgelebten (und unbewussten!) Autonomiewünsche und Bedürfnisse (z.B. eigene Reise machen) umsetzen (sich in Richtung Individuation bewegen).
Diese Schritte wären neu für sie und dadurch auch furchteinflößend. Die Reise von Viktor bringt sie in Kontakt mit einer Sehnsucht, die aber aufgrund der früher notwendigen Entbehrungen auch angstbesetzt ist. Sie spürt ihren Konflikt, ihre Angst. Sie bewältigt den Konflikt Indivduation vs. Abhängigkeit passiv. Sie beschäftigt sich nicht mit den Möglichkeiten einer eigenen Reise (Individuation), sondern spürt eine drohende Entbehrung und die Gefahr. Wenn Viktor nicht da ist, muss sie auf Zuwendung und Liebe verzichten, vielleicht Verlustängste (auch aufgrund der losen Beziehungsdefinition) aushalten (Abhängigkeit).
Stefanie sagt sich (bewusst), dass sie Viktor den Törn gönnt und ihm nicht im Weg stehen will (“so bin ich” – Selbstbild). Unterbewusst ist sie aber auch neidisch und wütend darauf, dass er den Törn einfach so alleine macht und will ihn zurückhalten, an sich binden (“so bin ich aber nicht”). Sein Modus führt zur Aktivierung, bisher unterdrückter und durch alte Prägungen blockierter Bedürfnisse (Richtung Individuation). Sie erlebt Angst, steht unter Spannung. Um ihr Selbstbild zu schützen und sich ihrem Konflikt nicht stellen zu müssen, wehrt sie ihn ab, indem sie sich selbst bzgl. ihres Neids und ihrer Wut Vorwürfe macht (Wendung gegen das Selbst). Um ihrem Selbstbild zu entsprechen, bestärkt sie Viktor übermäßig darin, den Törn zu machen (Reaktionsbildung).
Ihre Gefühle müssen ihr dabei nicht bewusst sein und sind evtl. auch schambesetzt (Abhängigkeit). Sie befürchtet zudem einen Streit oder gar eine Trennung, wenn sie ihre Bedürfnisse offen ausspricht, da sie Viktor kennt und er sich in seinem Freiheitsdrang beschnitten fühlen würde. Sie kompensiert zudem seinen aktiven Modus (Individuation), indem sie in der Dynamik im passiven Modus (Abhängigkeit) verbleibt. Dadurch stärkt sie unbewusst auch den aktiven Modus von Viktor und hält die Balance zwischen Individuation-Abhängigkeit zwischen ihr und Viktor aufrecht (während es innerhalb der beiden Personen eben keine Balance bzgl. des Konflikts gibt). 

Abends bekommt Stefanie eine Migräneattacke. Anstatt seine Tasche für den Törn zu packen, setzt Viktor sich widerwillig zu ihr. Stefanie kuschelt sich an ihn, hat ihn bei sich (Zuwendung) und kann ihr Selbstbild aufrechterhalten. Sie bestärkt Viktor weiterhin darin, den Törn zu machen. Er fühlt sich eingeengt, erlebt seinerseits (unbewusste) Angst (vor der Nähe, Abhängigkeit) und auch Wut, weil er sich im Ausleben seines aktiven Modus durch Stefanie behindert und bedroht fühlt. Er ist froh, als er endlich von Stefanie weg ist und meldet sich erst einmal nicht bei ihr.

4. Auswirkungen einer unbewussten Kollusion

Dieses Beispiel soll lediglich die Dynamik verdeutlichen, wie aktiver und passiver Modus aussehen und beim Partner den Grundkonflikt an die Oberfläche bringen können. In diesem Beispiel ist der passive Modus ausführlicher beschrieben (Stefanie). Doch auch bei Viktor (aktiver Modus) läuft dieses Muster ab. Bei ihm ist es der Modus von Stefanie, die Abhängigkeit, die ihm Angst macht. Auch bei ihm besteht eine unbewusste Sehnsucht nach Integration  (einer gesunden) Abhängigkeit (in sich). Doch wie bei Stefanie ist dies angstbesetzt und widerspricht seinem Selbstbild. Beide finden in sich die Mitte jeweils nicht, da ihnen die bewusste Integration der jeweils anderen Seite nicht gelingt.

In einer unbewussten Kollusions-Beziehung verhindern beide Beziehungspartner eine notwendige, bewusste Bearbeitung ihrer inneren Konflikte durch das komplementäre Miteinander.
Vereinfacht ausgedrückt: Das (unbewusste) Bedürfnis nach Abhängigkeit und Zuwendung im aktiven Modus ist für Viktor personifiziert (Stefanie). Sie löst einerseits Angst aus, andererseits hat Viktor das Gefühl, sie zu brauchen (um sich seinem Konflikt nicht zu stellen, sich in Balance zu fühlen). Das (unbewusste) Bedürfnis nach Individuation bei Stefanie ist ebenfalls personifiziert (Viktor) und löst Angst aus – wiederum erlebt sie das Gefühl, ihn zu brauchen (Balance, Vermeidung des Konflikts). Beide erleben die Illusion von Vollständigkeit im Außen (= magische Anziehung und Vertrautheit), gehen aber so einer Auseinandersetzung, Integration und Lösung ihrer Konflikte innerhalb ihrer eigenen Person aus dem Weg. Die Auseinandersetzung findet auf  zwischenmenschlicher Ebene statt. Dort wird das im jeweils anderen bekämpft, was innerlich nicht integriert ist. Der Beginn des empathisch-narzisstischen Drama-Kreislaufs. Vorsicht: Hier geht es nicht um Schuld! Der Begriff Schuld spielt im Universum, aus dem diese Artikel stammen gar keine Rolle. Es geht um Bewusstsein.

Übersicht: 8 Grundkonflikte nach OPD

OPD bedeutet Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik. In diesem Basisartikel hast Du nun schon viele komplexe Informationen zum Magnetismus der empathisch-narzisstischen Dynamik, den angenommenen, zugrundeliegenden Konflikten und den Bewältigungsmodi gelesen.
Bevor ich diesen Einführungsartikel nun abschließe, möchte ich Dir noch kurz einen Überblick über die acht Grundkonflikte (nach OPD) geben:

1. Individuation vs. Abhängigkeit
2. Unterwerfung vs. Kontrolle
3. Versorgung vs. Autarkie
4. Selbstwertkonflikt
5. Schuld: Selbst- vs. Fremdbeschuldigung
6. Ödipaler Konflikt
7. Identitätskonflikt
8. Abgewehrte Konflikt- und Gefühlswahrnehmung

 

Die weiteren Artikel dieser Serie beschäftigen sich mit den einzelnen Konflikten (Click auf die Punkte in der Liste).
Die darin von mir vorgenommenen Zuordnungen (empathisch/narzisstisch) zu den jeweiligen Modi basieren auf Modellvorstellungen, die aus einer Kombination bestehendertheoretischer Konzepteberuflicher und persönlicher Erfahrung entstanden sind.
In den Artikeln zur empathischen Wunde und zur narzisstischen Prägung kannst Du genauer nachlesen, worauf ich mich beziehe.
Ebenso findest Du hier einen sehr vereinfachten, exemplarischen und konkreten Ablauf zur empathisch-narzisstischen Dynamik.
Die Impulse kannst Du auch dann für Dich zur Selbstreflektion nutzen, wenn Du Dich nicht als hochsensibel oder empathisch bezeichnen würdest (Co-Narzissmus).

Namasté und alles Liebe,

Deine Kristina

Audio | TRANCE & TIEFENENTSPANNUNG

Trance Cover

Unabhängig von der Art der Beziehung sind es immer dieselben inneren Variablen, die gesunde Verbundenheit verhindern (inklusive gesunder Grenzen) und ungesunde Konstellationen aufrechterhalten. Veränderungsresistente Blockaden liegen oft in tieferen Schichten: Unserem Unterbewusstsein. Emotionale Programme, Überzeugungen und Ängste sind hier verankert und können uns daran hindern, voranzugehen. 

Die Trance-Session Gesunde Verbundenheit mit Dir & Anderen spricht genau jene Größen in Deinem Unterbewusstsein sanft an und lädt sie (gemäß Deines freien Willens!) zur Transformation ein.

Einladung

Wenn Du überlegst, Dich im Spiegelprozess der inneren Arbeit von mir begleiten zu lassen, kannst Du auf dieser Seite rechts oben oder unter dem Beitrag für ein kostenfreies Vorgespräch in meinem Buchungskalender eintragen. 

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Die modellhaften Annahmen basieren auf jahrelanger, beruflicher Beobachtung, persönlicher Erfahrung/Erkenntnis und Einbezug von Wissen (aus der Psychoanalyse, Psychodynamik, Entwicklungspsychologie). Ich möchte bezüglich der Inhalte auf das Urheberrecht verweisen. Die Artikel, also auch Annahmen und Hypothesen dürfen gerne geteilt und weitergegeben werden. Dies aber bitte immer nur unter Nennung der Quelle (meinem Namen und Angabe der Webseite).

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